Seit Jahrzehnten erkundet
Cécile Hummel Länder, Städte, deren Strukturen, Rhythmen und Zeichen. Regelmässig setzt sie sich dem Fremden und Unbekannten aus und nutzt sowohl ihre handliche Kamera als auch das Skizzenbuch, um diese — ihre — Art, eine Stadt oder ein Land zu lesen, einzufangen. Diese Untersuchungen, die in Skizzen, Gouachen oder Fotografien Form annehmen können, erhalten — oft ergänzt durch Fundstücke —, in der Folge unterschiedliche mediale Übersetzungen. Die installative, fast skulpturale Präsentation ihrer Fotografien in der Ausstellung auf langen textilen Bahnen mag selbst an urbane Momente erinnern — Wäsche, die zum Trocknen ins Freie gehängt wird, enge Gassen, durch die es sich hindurchzuwinden gilt. In der unmittelbaren Anschauung der grossformatigen Fotografien wird man denn auch gewahr, dass Hummel ihr Gegenüber mitten in die städtische Struktur einer südländischen, europäischen oder arabischen Stadt führt. Die Künstlerin lässt die nordafrikanische Küste auf das gegenüberliegende Sizilien treffen.Die gezeigte Auswahl ist Teil einer grösseren Bildsammlung, die Hummel in dem von ihr gegründeten Magazins Recueil vereint. Wie lässt sich nun, in Form einer Installation, diese Gleichzeitigkeit der Bilderzählung erfahren. Lassen sich — mit unserem jeweiligen kulturellen Hintergrund — alle Zeichen darin sofort lesen? Wie nah kann uns das Fremde sein, wie bekannt Orte, die wir immer wieder bereisen, und andere, auf die wir noch nie unseren Fuss gesetzt haben? Es sind gerade diese urbanen Fotografien von Hummel, die sie aus den vielen Reisen und Aufenthalten mitbringt und mit denen sie unser Verständnis von Kultur- und Ländergeschichte subtil und feinfühlig hinterfragt. (IG)
Bilder aus der Gruppenausstellung Zeit/Ge/Schichten, von kollektiven und persönlichen Narrationen, Kunsthaus Baselland, 2019. Das Werk "in der Mitte Mee(h)r" wurde in einer Erweiterung in Palermo (IT) und in Aachen (D) gezeigt.