Skizzenheft Berlin
Das Skizzieren ist für mich eine Konzentrationsübung. Es führt zu einer Verlangsamung der Wahrnehmung, weil der Blick nicht mehr reflexartig den vielen kleinen und grossen Bewegungen folgt. Er wird vielmehr gezwungen, sich immer wieder an einen ruhigen Gegenstand zu heften und dessen Konturen und Oberflächen langsam nachzufahren. Das Rauschen der Bewegung hinter sich lassend versuchen Auge und Hand Formen zu erfassen und aus einer komplexen Situation herauszulösen. Der Idealfall wäre eine synchrone Bewegung von Auge und Hand, was aber nie gelingt, wodurch das Scheitern der Übertragung vorprogrammiert ist. Der Reiz beim Skizzieren besteht darin, sich diesem Obstakel immer wieder neu zu stellen.
Als Untersuchungsgegenstand in Berlin wählte ich alte Potsdamer Strasse und spazierte über ein halbes Jahr zeichnend und notierend entlang ihrer facettenreichen Fassaden und Schaufenster. Mich interessierten die Spuren der vormaligen Geschichte und was sich davon noch ablesen lässt, der Wandel der sich in den Strassenabschnitten vollzogen- und das heutige Erscheinungsbild in seiner Lebendigkeit.
Das Heft ist 2009 anlässlich dem Berliner Kulturstipendium der Thurgauer Wirtschaft erschienen.
ISBN 978-3-9523611-3-9